Denkmäler und Grabdenkmäler des Bildhauers Gustav Rutz in Rheydt und Mönchengladbach

Ein Auszug aus dem Buch Rheydter Stadtgeschichten von Hans-Jürgen Johnen Seite 33-37

Der Düsseldorfer Bildhauer Gustav Rutz hat in Rheydt und Mönchengladbach nachweislich drei Denkmäler und zwei Grabdenkmäler geschaffen. Diese lassen keinen besonderen Bezug zu den Städten Rheydt und Mönchengladbach erkennen, sodass davon auszugehen ist, dass es sich um rein kommerzielle Beziehungen handelte.

Die folgenden Werke befanden bzw. befinden sich in Rheydt und Mönchengladbach:

Der im Jahr 1899 eingeweihte Hohenzollernbrunnen entsprang ursprünglich einem Gedanken aus dem Jahr 1836, der jedoch nicht realisierbar war. Daraufhin wurde mit einer vor dem Stadthaus, dem Sitz des Bürgermeisters, stehenden gusseisernen Pumpe, die von einem

Abb. 1:
Der Hohenzollernbrunnen vor dem Rheydter Rathaus.

preußischen Adler bekrönt wurde, 1845/46 eine Behelfslösung geschaffen, auf die an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden soll. (1)
Rathauses am Marktplatz, worauf der erste Spatenstich am 12. Dezember 1894 getätigt wurde und am 10. Januar 1897 erfolgte unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung die Einweihung des Rathauses. Den Rheydter Bürgern fehlte jedoch die Krönung des Marktplatzes.

Hierzu wurde ein Wettbewerb mit Termin zum 1. Januar 1898 ausgeschrieben, der jedoch nicht in der Form erlassen wurde, welche sich für künstlerische Wettbewerbe eingebürgert hatte. Es erschien fraglich, ob mit einer Summe von 20.000 Mark ein Brunnen zu errichten sei, der in 4 Reliefdarstellungen die auf die Stadt Rheydt bezügliche Tätigkeit der Hohenzollern schildern und von einer Idealfigur „Hohenzollern“ gekrönt werden sollte. Zudem sollte dieser Brunnen aus einem Material, das unbedingt wetterfest und unzerstörbar sein sollte, also Granit und Bronze, gefertigt werden. Hierzu schrieb die Deutsche Bauzeitung, dass es zwar dem Künstler freigestellt sei, auch eine andere Form und Gestaltung des Brunnens zu wählen, wenn der Charakter des „Hohenzollernbrunnens“ gewährleistet bliebe. Man verwies jedoch darauf, dass es selbst bei einfacher Gestaltung schwer sein würde, diesen Charakter mit einer Summe von 20.000 Mark zu realisieren, zumal dieser im Übergangsstil von der Spätgotik zur Renaissance dem neuen Rathaus angepasst werden müsse. Die Transportkosten der Modelle wurden vom Ausschuss übernommen; dies war aber auch die einzige Vergütung, welche die Wettbewerber erhielten. Über die Bestellung sachverständiger Preisrichter ist nichts erwähnt, nur dass die Entscheidung über den zur Ausführung kommenden Entwurf nach Prüfung durch den Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung eben dieser zustand. Es wäre dringend nötig gewesen, für den Erfolg des Wettbewerbs fachmännische Beurteiler zu wählen. Da dies nicht geschah, wurde seitens der Deutschen Bauzeitung eine Teilnahme an diesem Wettbewerb nicht empfohlen.

Gustav Rutz ließ sich jedoch von dieser Tatsache nicht entmutigen und nahm trotzdem am Wettbewerb teil, wobei er den ersten Preis für seinen Entwurf und den Auftrag erhielt. Offenbar konnte er zudem die Bereitstellung einer höheren Bausumme erreichen. So erhielt die Stadt einen beeindruckenden Brunnen, welcher die alte Pumpe ersetzen sollte.
Er stand unmittelbar vor der Freitreppe des Rathauses und war ein Monument eigener Art, das den ungeteilten Beifall der Rheydter Bevölkerung fand.

Quelle: Druck: Reinicke & Rubin, Magdeburg 1908 aus dem Bestand von Hans-Jürgen Johnen (privat)

In der Literatur zur Rheydter Stadtgeschichte wurde vieles aus dem Artikel der „Illustrirte Zeitung“ vom 21. September 1899 übernommen, ohne auf dessen Ursprung hinzuweisen. Deshalb soll an dieser Stelle der Artikel im Originaltext von damals abgebildet werden, und dem geneigten Leser eröffnet sich hier auch die damalige Sprach- und Schreibweise, die mit der heutigen Rechtschreibung nicht in Einklang steht.

Nach einem Holzschnitt aus „Illustrirte Zeitung“ Nr. 2934 vom 21. September 1899, S. 396

„Am 2. September, dem Sedanstage, wurde der von dem Düsseldorfer Bildhauer Gustav Rutz geschaffene Hohenzollern-Brunnen auf dem Marktplatz der gewerbereichen Stadt Rheydt in der preußischen Rheinprovinz feierlich enthüllt.

Dieser nunmehr vollendete Brunnen hat eine eigentümliche Vorgeschichte, denn sein Grundstein wurde eigentlich schon im Jahre 1836 gelegt. Im Mai jenes Jahres weilte der Kronprinz und nachmalige König Friedrich Wilhelm IV. einen Tag zu Besuch in Rheydt, wobei ihm zu Ehren besondere Feste veranstaltet wurden, unter anderem auch die feierliche Grundsteinlegung zu einem Monumentalbrunnen auf dem Marktplatz.

Dieser Brunnen kam aber nicht zustande, weil sich nachträglich herausstellte, daß keine geeignete Wasserführung möglich war. Der Grundstein wurde mit Backsteinen ummauert und blieb unbeachtet in der Erde liegen.

Erst in den letzten Jahren, gelegentlich der Errichtung des neuen Rathauses, erinnerte man sich der alten Ehrenschuld von 1836 und beschloß aufs neue die Errichtung eines Brunnens, der dem Hohenzollernhause gewidmet sein soll.

Bei der Feier des hundertjährigen Geburtstages Kaiser Wilhelm’s I. wurde daraufhin ein neuer Grundstein gelegt. Die etwa 25.000 Mark betragenden Kosten wurden durch freiwillige Beiträge der Bürgerschaft aufgebracht. Den Brunnen, den Gustav Rutz sinnreich erdacht hat, beginnt mit zwei ausladenden Trittstufen, auf denen ein nach Art der mittelalterlichen Brunnen gebildetes zehneckiges Schiffbecken ruht.

Aus diesem Becken erhebt sich der eigentliche Brunnenstock, in dessen fünf Nischen die Fürsten aus dem Hause Hohenzollern seit der Einverleibung der Stadt Rheydt in die preussische Monarchie dargestellt sind.

In der vorderen Nische ist das Standbild Kaiser Wilhelm I. mit Hermelin und Zepter angebracht. Neben diesem folgen rechts Kaiser Friedrich III. in Gardekürassier-Uniform mit dem Mantel des Malteserordens, links Kaiser Wilhelm II. in der Uniform der Gardes-du-Corps, daran anschließend König Friedrich Wilhelm IV. in der Generalsuniform und König Friedrich Wilhelm III. in der Uniform seiner Zeit.

Über den Nischen und dem reichverzierten Gesims befinden sich die Wappenschilder der einzelnen Monarchen mit heraldischer Helmzier. Den Abschluss desselben bildet die Idealfigur Hohenzollern, eine allegorische Frauengestalt in gothischer Rüstung mit dem Modell der Hohenzollernburg und dem lorbeerumkränzten Schwert. Der Unterbau des Brunnens bis zur Oberkante des Schiffbeckens ist aus Granit, der ganze übrige Aufbau aus Bronze hergestellt. Der Bronzeguss des Brunnens ist von der Gießerei von Förster & Fricke in Düsseldorf geliefert worden. Die Höhe des
Brunnens beträgt 7,00 Mtr., davon entfallen auf das Schiffbecken einschließlich der Trittstufen 1,00 Mtr. und auf den Aufbau 6,00 Mtr. Der in seinem Aufbau vornehm und schön, echt monumental wirkende Brunnen ist eine Zierde des Marktplatzes Rheydt. Bei der Feier der Enthüllung des Brunnens gedachte der Oberbürgermeister der Stadt Dr. Strauß in ehrender Weise des begabten Künstlers, der das Kunstwerk geschaffen hat.“

Ein Auszug aus dem Buch Rheydter Stadtgeschichten von Hans-Jürgen Johnen Seite 33-37

Hans-Jürgen Johnen

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